Am 6.6.19 nahm ich als Repräsentantin der Gemeinwohl Ökonomie Schweiz an der Mitgliederversammlung (MV) der  Plattform Agenda 2030  teil. Bei dieser MV wurde klar darauf hingewiesen, dass das SDG12 „Für Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen“ die grösste Herausforderung für die Schweiz darstellt.

Also ich denke ja, dass bereits sehr viele praktikable Lösungsansätze seitens der Zivilgesellschaft vorhanden sind. Ralf Nacke, Vereinsvorstand Gemeinwohl Ökonomie Schweiz, hat nach unserem Austausch über „meiner Vision“ der Vermittlung von nachhaltigen Konsum-Alternativen und Informationen bereits eine kleine Übersicht zu „nachhaltig Einkaufen“ in der Schweiz erstellt, Danke nochmal!
Thinkpact Zukunft – die Potenz kollaborativer Wirtschaft bildet ebenfalls viele spannende Kollaborateure ab, vor allem im Dienstleistungsbereich. Doch wenn wir eine Umfrage starten würden, wie viele Schweizer*innen diese alternativen Initiativen schon kennen, wäre die Bilanz ernüchternd.

Hier liegt Handlungsbedarf. Denn es ist schon genug vorhanden. Die Herausforderung liegt vielmehr in der Frage, wie wird all das am sinnvollsten kommuniziert?
Ziel hierbei ist, dass möglichst viele Menschen Zugang zu diesen Lösungen erhalten.
Mein Vorschlag dafür; lasst uns das alles was wir bereits vor sondiert und nach bestem Wissen und Gewissen analysiert haben, auf einem gemeinsamen Portal, dem Optimal-Portal www.your-decision.world vereinen und vereinfachen.
Für das Optimalwohl, weil wir es uns wert sind!

Ja, ja, tolle Idee Corina…
Doch hey, was ist mit all den Arbeitsplätzen die wir dadurch verlieren könnten? Und wer soll all das bitteschön umsetzen,was Du Dir da eben mal schnell so ausdenkst?

Wenn es um regulatorische Massnahmen bezüglich Förderung von nachhaltigem Konsum in der Schweiz geht, dann schreit schnell die Wirtschaft auf, welche sämtliche Verantwortung den Konsument*innen zuschreibt. Und dabei haben sie nicht ganz unrecht. Wir haben mächtig viel Kraft, kanalisieren sie leider noch nicht effektiv.
Ich bin der Überzeugung, dass bereits viel mehr Menschen sich für bessere Alternativen entscheiden würden, wären sie einfacher zugänglich. Doch wie wir alle wissen, fällt uns die Entscheidung nicht immer so leicht, angesichts der täglichen Versuchungen und der ganzen Informationsflut und Unübersichtlichkeit. Da unser Gehirn darauf konditioniert ist, möglichst wenig Energie zu verbrauchen, tendieren wir dazu in alte vertraute Handlungsmuster zu fallen.

Kognitive Dissonanzen an jeder Kasse. Doch noch schnell ein Kaugummi? Hierbei wundere ich mich bspw. immer wieder, dass fast ausschliesslich solche mit künstlichen Süssstoffen verkauft werden.  Wie wir inzwischen wissen, sind viele dieser künstlichen Substanzen in der Lage unsere Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Solche Beispiele gibt es leider viel zu viele. Die Frage stellt sich hierbei, wieso wird so etwas überhaupt noch zugelassen? Zumal wir doch heutzutage nicht mehr sagen können, wir hätten es nicht besser gewusst.

Und kommt mir bitte nicht wieder mit dem pseudo-Totschlag-Argument „Arbeitsplätze sichern“!

Wenn Arbeitsplätze nicht mehr SINNSTIFTEND sind, sollten wir wohl lieber schleunigst daran arbeiten, dass diese wertvollen menschlichen Ressourcen wieder sinnvoll fürs Optimalwohl eingesetzt werden dürfen. Also ich hätte genug Vorschläge, die nachhaltige Arbeitsplätze sicherstellen würden. Schliesslich können und müssen wir für eine nachhaltige Entwicklung auch die Arbeitsplätze transformieren. Diejenigen die ihre Arbeit in Zukunft verlieren werden, brauchen sinnstiftende Umschulungen für nachhaltige Arbeitsplätze. Schlau wäre, wenn die davon bedrohten Unternehmen schnellstmöglich umdenken und herausfinden, wie sie ihr bisheriges Angebot dementsprechend umgestalten können.

Eine Gemeinwohl Bilanz hilft hierbei, die Entwicklungsmöglichkeiten herauszufinden. Hierzu zeigen auch die Feedbacks der Gemeinwohl bilanzierten Unternehmer*innen, dass die Mitarbeiterzufriedenheit enorm steigt und sie sich keine Sorgen mehr um neue motivierte und engagierte Mitarbeiter*innen machen müssen. Und Image-Fragen sind dann sowieso Schnee von gestern. Toll nicht wahr?

Also ihr seht dieses Argument zieht nicht mehr. Auch wenn die Angst darum noch so sehr zur Schau getragen wird. Ich glaube, die Menschen lassen sich heute nicht mehr so einfach von ihren Ängsten durch die Zirkus Manege führen. Ouh, das Spektakel werden wir wohl bald noch ein hoffentlich letztes Mal in seiner schönsten Form vorgeführt kriegen. Spätestens kurz vor der Abstimmung über die Konzernverantwortungs-Initiative.
Menschenskind, ernsthaft! Es ist ein Armutszeichen sondergleichen, wenn eine Gesellschaft – die sich zivilisiert nennt – im 21.Jahrhundert ernsthaft über Verantwortungs-Übernahme diskutieren will. Ich verstehe ja vieles, doch irgendwo hört’s auf…!
Für so etwas kann niemand, der/die ein Herz hat bewusst einstehen. Daher volle Unterstützung (bei mir hängt die Fahne sogar am Schlafzimmerfenster ;-). Wer unterstützt mit?

Schreiben wir endlich Geschichte, auf die wir stolz sein können!

Okay, okay…
Dennoch, verrate mir bitte; wie willst Du das ganze finanzieren?

Das nächste Killerargument scheint immer die Finanzierung zu sein. Doch ernsthaft, seit der brennenden Notre-Dame weiss jeder, dass es nicht am Geld liegen kann. Denn Geld ist genug vorhanden. Dies zeigt sich ebenfalls bei unserem Bund, welcher die Staatsrechnung 2017 erneut mit einem Milliardenüberschuss abschloss. In den vergangenen 11 Jahren kumulieren sich Überschüsse von rund 27 Milliarden CHF, was ca. der Hälfte der jährlichen Bundesausgaben entspricht (Schmassmann et.al, S.14, 2018). Eva Schmassmann, Co-Präsidentin Plattform Agenda 2030 und Redakteurin des Berichts „Wie nachhaltig ist die Schweiz? Die Umsetzung der Agenda 2030 aus Sicht der Zivilgesellschaft“, gestand an der MV Plattform Agenda 2030 ihre anfängliche Enttäusch darüber, dass sich der Bund nicht bereit erklärt hat, zusätzliche finanzielle Ressourcen für die Umsetzung gut zu heissen.
Doch es bleibt dennoch Grund zur Hoffnung, denn in ihrem Bericht (S.13 ff., 2018)  bezüglich „Mittel zur Umsetzung: Nachhaltig investieren und regulieren!“  schreibt sie: „Der Fokus auf den Finanzierungsbedarf verdeckt jedoch, dass das Erreichen der SDGs eine Änderung im Investitionsverfahren voraussetzt. Es reicht nicht, ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen, um die notwendigen Investitionen tätigen zu können.
Vielmehr geht es darum, das gesamte Finanzsystem so zu transformieren, dass es im Kern eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. (…) Die zentrale Frage lautet: Wie und wofür fliessen die heutigen Finanzströme und Investitionen (…)? Wie lassen sich diese Finanzströme an den SDGs und dem Klimaübereinkommen von Paris ausrichten?“

Daher bin auch ich nun gespannt, welche Finanzströme sich zur Realisierung eines solchen Sensibilisierungs-, Vernetzungs- und Vermittlungs-Portals transformieren lassen.
Ideen und Vorschläge sind herzlich willkommen!
Denn bis anhin war ich der Ansicht, dass die Finanzierung einer solchen Vision erneut etwas wird, was wir als Souverän selbst in die Hand nehmen müssen. Doch seit der MV der Plattform Agenda 2030 bin ich wieder voller Zuversicht, dass sich ein Projekt dieser Tragweite auch schneller finanzieren lässt, als nur über Crowdfunding und das grosszügige Mitwirken aller Evolutioners.

Quelle:
Wie nachhaltig ist die Schweiz? Die Umsetzung der Agenda 2030 aus Sicht der Zivilgesellschaft. 2018. Herausgeberin: Zivilgesellschaftliche Plattform Agenda 2030 | Redaktion: Eva Schmassmann
Lektorat: Kathrin Spichiger | Gestaltung: Karin Hutter | Druck: s+z:gutzumdruck, Brig